IEMA zu Gast bei soundcheck

soundcheck 75
Dienstag, 9. April 2019 | 20 Uhr
Konzertsaal des Instituts für Musik


Von der Poesie der Namen
Orte des Hörensagens

Die Internationale Ensemble Modern Akademie
Stipendiaten 2018/19

Witold Lutoslawski, Slides (1988)
Claude Vivier, Samarkand (1981)
Friedrich Goldmann, Linie/Splitter für 7 Spieler (1996)
Christopher Trapani, Half of me is Ocean, half of me is Sky (2003, rev. 2004)
Michael Gordon, The Light of the Dark (2008)

Mit einem Essay von Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus
Ortsnamen sind Brückenköpfe der Phantasie. Über die Namen von Orten, die wir nicht kennen, sind wir schon halb dort. Vielleicht gilt dies in besonderem Maße für die entrückten Plätze der Welt, weniger die großen Einträge auf der Landkarte einer kleiner gewordenen Welt: Paris, Rom, Madrid, London, New York. Je vergangener der Ruhm einer untergegangenen Kapitale, je spärlicher die Information – eine Erwähnung, eine Erzählung, vielleicht ein Gedicht oder ein Bild –, desto größer die Suggestion des Namens, der uns durch seinen Klang entführt: Kubla Kahns Xanadu in Fernost, welches Coleridge neuerstehen ließ, oder das Eldorado der Konquistadoren im unerreichbaren Westen, dessen Mythos sich durch die Jahrhunderte webt. Oder jene ehemalige Metropole auf der Seidenstraße, von der Edgar Allen Poe schrieb: „Schau um dich nun auf Samarkand! / – Ist’s nicht der Erde Königin? / Stolz aller Städte? In seiner Hand / das Weltgeschick?“

Foto © Sam Rebben, Budapest/Wien 2018