Altes in Neuen unzeitgemäß zeitgemäß

soundcheck 38
6. und 11. Mai 2010


Altes in Neuen
unzeitgemäß zeitgemäß

Claudio Monteverdi, Lamento d'Arianna
Carl Orff, Klage der Ariadne
Carl Orff, Carmina burana

Traudl Schmaderer - Sopran
Dantes Diwiak - Tenor
Florian Rosskopp - Bariton
Ji-Youn Song, Hellmuth Vivell - Klavier
Olaf Pyras und Ensemble - Schlagzeug
Cantiamo. Der Chor der Universität Kassel
Andreas Cessak - Leitung

Mit einem Essay von Prof. Dr. Frauke Heß
Die Musik der Carmina Burana beginnt mit einer Initiale, die in ihrem Lapidarstil längst ein ‚geflügeltes Wort‘ geworden ist. Sie ist zugleich ein verschlüsseltes Zitat, das auf die ersten zwei Takte meiner Fassung von Monteverdis ‚Klage der Ariadne‘ zurückgeht, schreibt Carl Orff bereits 1979 – also lange bevor ein großer Lebensmittelkonzern mit dieser Musik zum Rendezvous der Sinne einlud oder Henry Maske „O Fortuna“ zu seinem musikalischen Auftrittsemblem machte. Im Wortsinn lapidar, wie in Stein gemeißelt, wirken die ersten Takte in ihrer Wuchtigkeit und Statik. Sie werfen bereits eine Frage auf, die für das Gesamtwerk gilt: War diese Komposition, die nie der musikalischen Avantgarde zugerechnet wurde, nicht immer schon ein Anachronismus? Oder ist sie in ihrer Unzeitgemäßheit gerade zeitlos und damit auch heute noch zeitgemäß?